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  3. Elgin Marbles: So will Griechenland die Schätze durch den Brexit wiederbekommen

Wirtschaft Cleverer Deal

Diesen Schatz wollen die Griechen beim Brexit zurück

Wirtschafts- und Finanzredakteur
epa04450799 View at a sculpture of 'The Parthenon Marbles' collection, also known as the 'Elgin Marbles', at the British Museum in London, Britain, 17 October 2014. Amal Alamuddin-Clooney and British lawyer Geoffrey Robertson arrived to Greece on 13 October for a four-day visit to meet government officials, and advise on Greece's quest to have the collection of classical Greek marble sculptures returned to Athens which had been removed from the Parthenon in the early 19th century by British ambassador Thomas Bruce, 7th Earl of Elgin. EPA/FACUNDO ARRIZABALAGA [ Rechtehinweis: (c) dpa ] epa04450799 View at a sculpture of 'The Parthenon Marbles' collection, also known as the 'Elgin Marbles', at the British Museum in London, Britain, 17 October 2014. Amal Alamuddin-Clooney and British lawyer Geoffrey Robertson arrived to Greece on 13 October for a four-day visit to meet government officials, and advise on Greece's quest to have the collection of classical Greek marble sculptures returned to Athens which had been removed from the Parthenon in the early 19th century by British ambassador Thomas Bruce, 7th Earl of Elgin. EPA/FACUNDO ARRIZABALAGA [ Rechtehinweis: (c) dpa ]
Noch stehen die als "Elgin Marbles" bezeichneten antiken Stücke im britischen Museum in London
Quelle: picture alliance/ dpa
Seit Jahrzehnten fordert Griechenland von Großbritannien Kunstwerke zurück, die ein Schotte einst von der Akropolis entfernte. Der Brexit könnte diese unendliche Geschichte nun doch noch beenden.

Vor mehr als 200 Jahren war der Schotte Lord Elgin britischer Botschafter im Osmanischen Reich. Damals begann ein Streit zwischen Großbritannien und Griechenland, der nun dank des Brexit beigelegt werden könnte.

Lord Elgin ließ unter zweifelhaften Umständen Skulpturen und Fragmente aus dem Parthenon-Tempel auf der Akropolis herausbrechen. Er verkaufte die Marmor-Werke 1816 an das Britische Museum, wo sie noch heute bewundert werden können – im Erdgeschoss, Raum 18. Der Vorwurf des Diebstahls kam damals schnell auf. Kaum hatten sich die Bürger Griechenlands 1830 von der Herrschaft der Osmanen befreit und ihre Unabhängigkeit erkämpft, forderten sie von den Briten die entwendeten Stücke zurück.

Doch davon haben sich in all den Jahren weder das Britische Museum noch die wechselnden britischen Regierungen beeindrucken lassen. Sie widersetzten sich hartnäckig der Forderung nach Rückgabe des „Elgin Marbles“ – zur Not legten sie dafür auch mal jede britische Höflichkeit ab.

So zog sich der US-Schauspieler George Clooney den Zorn des Bürgermeisters von London auf sich, als er 2014 während einer Werbetour für seinen Film „Monuments Men“ davon sprach, dass es selbst in England eine Mehrheit dafür gebe, die Elgin Marbles zurückzugeben. Dies wäre „vermutlich die richtige Entscheidung“, so Clooney. In dem Film geht es um eine US-Spezialeinheit, die im Zweiten Weltkrieg den Auftrag hatte, Kunstschätze vor der Zerstörung durch die Nazis zu schützen.

„Hitler-Agenda für Londons kulturelle Schätze“

Londons Bürgermeister passte dies überhaupt nicht. Der Schauspieler bewerbe seinen Film und merke gar nicht, dass Hermann Göring Pläne hatte, das Britische Museum zu plündern. „Und wohin wollten die Nazis die Elgin Marbles schicken? Nach Athen! Clooney befürwortet nicht weniger als die Hitler-Agenda für Londons kulturelle Schätze“, sagte er. Der Name des Bürgermeister: Boris Johnson, der heutige Außenminister Großbritanniens.

Jetzt muss Johnson wieder die Werke aus dem Parthenon verteidigen. Dieses Mal aber nicht nur gegen die Forderungen eines Schauspielers, dieses Mal liegen sie auf dem Verhandlungstisch des von Johnson selbst erkämpften Brexit. Die Griechen sehen mit dem geplanten Austritt Großbritanniens die Stunde gekommen, um den Kunstschatz doch noch zurück nach Athen zu holen.

Briten würden für Brexit vieles in Kauf nehmen

Die Brexit-Befürworter scheinen um jeden Preis aus der EU aussteigen zu wollen. Eine YouGov-Umfrage zeigt, dass zwei Fünftel der Brexiteers sogar den Verlust des eigenen Arbeitsplatzes in Kauf nehmen würden.

Quelle: N24/Isabelle Bhuiyan

„Die Briten brauchen für alles, was sie wollen, die Zustimmung des griechischen Parlaments“, sagt Alexis Mantheakis, Vorsitzender des International Parthenon Sculptures Action Committee. Die Organisation, die auf weltweit 185.000 Unterstützer verweist, setzt sich seit Jahren dafür ein, dass der in London aufbewahrte Teil des Unesco-Weltkulturerbes in das Akropolis Museum nach Athen kommt. In dem 2009 eröffneten Bau ist bereits ein entsprechender Platz reserviert.

Die Chancen stehen nicht schlecht. Die Griechen wissen genau, ohne ihre Zustimmung kann Großbritannien zwar aus der Europäischen Union (EU) austreten, aber ein sich anschließendes Wirtschaftsabkommen wird es nur mit ihnen geben. Laut Regularien muss einer solchen Vereinbarung jedes einzelne nationale Parlament in der EU zustimmen. Die vermissten Skulpturen und Fragmente sind eine Sache, die sich nicht nur Alexis Mantheakis als Gegenleistung gut vorstellen kann. Griechische EU-Parlamentarier sollen sich bereits ähnlich geäußert haben.

Athener Smog zerstöre die fragilen Antiken

Die Briten rechtfertigten den Verbleib lange Zeit damit, dass die mehr als 2500 Jahre alten Stücke in London besser aufgehoben seien. Der Athener Smog zerstöre die fragilen Antiken – das Argument ist seit der Eröffnung des Akropolis Museums hinfällig. An der Legalität des ursprünglichen Transports nach London ist aus Sicht der Briten ohnehin nicht zu zweifeln.

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Lord Elgin hatte in der Tat eine schriftliche Genehmigung der Türken, Kunstgegenstände von der Akropolis zu entfernen. Allerdings soll nur von „einigen Steinen“ die Rede gewesen sein, womit, so die griechische Lesart, nicht Steine im Gesamtgewicht von 220 Tonnen gemeint sein konnten. Eine rechtliche Prüfung wurde von Griechenland allerdings immer gescheut. Zu groß ist bis heute die Angst, dass ein Gericht unliebsame Fakten schaffen könnte.

Sollte nun der Brexit dafür sorgen, dass der Kunstschatz seinen Weg zurück in die griechische Hauptstadt findet, wäre dieses Kapitel doch noch geschlossen.

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